
12/09/2025 0 Kommentare
Voices of Vocation - Stimmen der Berufung. 50 Jahre Frauenordination in Lettland
Voices of Vocation - Stimmen der Berufung. 50 Jahre Frauenordination in Lettland
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Voices of Vocation - Stimmen der Berufung. 50 Jahre Frauenordination in Lettland
Fünf Pastorinnen aus der Nordkirche machten sich vom 05. bis 07. September 2025 auf den Weg nach Riga, auf Einladung des Verbandes der Lettischen Lutherischen Theologinnen anlässlich zweier bedeutender Jubiläen (50 Jahre Frauenordination und 30 Jahre Verband der Lettischen Lutherischen Theologinnen) Auf dem Bild (v.l.n.r.) Daria Szkudlińska, Eva Stein, Anne Freudenberg-Klopp, Anja Möller und Margrit Wegner.
Gerne haben wir die Einladung des Verbandes der Lettischen Lutherischen Theologinnen angenommen. Vom 5. bis 7. September reisten wir – fünf Pastorinnen – im Namen des Ökumenewerkes nach Riga, um uns an die Seite der lettischen Theologinnen zu stellen und ihre Stimmen hörbar zu machen. Anlass der Reise waren zwei bedeutende Jubiläen: 50 Jahre Frauenordination und 30 Jahre Verband der Lettischen Lutherischen Theologinnen (Latvijas Luterāņu sieviešu teoloģu apvienība).Die Wege ins Pfarramt sind vielfältig. Für viele ist es eine Berufung – eine tiefe Leidenschaft, den Glauben mit anderen zu teilen und als Pastorin oder Pastor tätig zu sein. Frauen wurde dieses Recht in der Evangelischen Kirche erst spät zugestanden. 1958 wurde Elisabeth Haseloff als erste Frau in Lübeck ordiniert. In Lettland fand die erste Frauenordination 1975 statt – ein Grund zum Feiern. Eigentlich. Doch 1993 entschied das Leitungsgremium der Lettischen Ev.-Luth. Kirche, dass Frauen nicht mehr als Pastorinnen arbeiten dürfen – nicht etwa, weil sie schlechte Theologinnen wären, sondern allein aufgrund ihres Geschlechts. Die letzten 30 Jahre waren ein Leidensweg. Vielen Frauen wurde großes Unrecht angetan. Pastorinnen, die bereits in Gemeinden tätig waren, wurden entlassen, hinausgeworfen. Die Botschaft lautete: „Du wirst nicht mehr gebraucht. Du bist nicht mehr erwünscht.“ Diese schmerzvolle Realität wurde eindrucksvoll im Film „Before the Light“ gezeigt, den wir am Freitagabend gemeinsam sahen.
1995 gründete sich der Verband der Lettischen Lutherischen Theologinnen mit dem Ziel, Frauen zu stärken, Solidarität zu leben und für ihre Rechte einzutreten. Einige Frauen entschieden sich, ins Ausland zu gehen – nach Schweden, Deutschland, Kanada oder in die USA – um ihre Berufung weiter leben zu können. In der Lettischen Ev.-Luth. Kirche Weltweit dürfen sie als Pastorinnen arbeiten, inzwischen auch in Lettland (da die Kirche Weltweit seit 2016 auch in Lettland Pastorinnen beschäftigt). Trotz Ausgrenzung und Ablehnung finden sie ihren Weg. Sie sind starke Frauen.

Ein besonderer Höhepunkt unserer Reise war der Festgottesdienst am 6. September in der Lutherkirche in Riga. Frauen leiteten den Gottesdienst, predigten und setzten das Abendmahl ein. Zum Abschluss wurde uns ein Bernsteinsegen zugesprochen:
„So wie Bernstein vor Tausenden von Jahren unter großem Druck in den Tiefen des Meeres entstanden ist und ans Licht gekommen ist, um euch allen zu dienen, so werden auch wir wachsen, durchhalten und Gottes Licht in uns aufnehmen, um uns und anderen Freude und Kraft zu schenken. So wie Bernstein nach Stürmen gefunden wird, so sind auch wir hier, inmitten der Stürme des Lebens, der Welt und der Kirche. Wir werden stark sein in der Kraft Gottes. Wir werden im Schatten der Ewigkeit ausharren. Zusammen mit unserem liebenden Gott werden auch wir einander lieben, die Welt, die Gott geschaffen hat, und uns selbst, so wie Gott uns liebt. Amen.“ (Aus der Liturgie des Festgottesdienstes am 6. September 2025 in der Luther Kirche in Riga, Lettland)
Hier einige Stimmen der mitgereisten Pastorinnen:

„Schmerz und Freude, bittere Erfahrungen und trotzige Hoffnung kamen im Gottesdienst zusammen, den wir mit Frauen aus aller Welt gefeiert haben. Und am Ende bekam jede von uns einen Bernstein zur Erinnerung. Denn im Bernstein kommt alles zusammen: Die Macht der Sonne, die salzig-bittere Ostsee, die Sturheit des Nordwinds, die Widerstandsfähigkeit des Heidekrauts, die Beständigkeit des Himmels und die Lebensfreude der Kiefern im Wind.“ Margrit Wegner, Pastorin am Dom zu Lübeck.
„Es war für mich nach den Erfahrungen in der Partnerschaft mit einer Gemeinde der Lettischen Kirche, die die Frauenordination ablehnt, befreiend, in einem Gottesdienst in Riga Frauen als leitende Pastorinnen zu erleben. Die Frauen haben das Abendmahl so selbstverständlich …eingesetzt und ausgeteilt. ….durch ihr Handeln wurden sie in ihr Recht gesetzt.“ Anja Möller, Pastorin in der St. Lorenz-Kirchengemeinde Travemünde
„Ganz besonders wird mir der Film über lettische Pastorinnen, ihre Geschichten und Herausforderungen in Erinnerung bleiben. Ich bin dankbar für den persönlichen Austausch mit den Protagonistinnen, die mit uns ihre Erfahrungen geteilt haben. Für meine Arbeit nehme ich ein Motiv aus dem festlichen Jubiläumsgottesdienstmit: den Bernstein als Symbol der Kraft Gottes, die stärker ist alle Stürme in unserem Leben.“ Daria Szkudlińska, Pastorin in Penkun und Mitglied im Vorstand und im Europaausschuss des Ökumenewerkes
…“ mir hat es aus meiner nun schon 30jährigen Geschichte mit Lettland und der persönlichen Verbindung zu vielen lettischen Theologinnen viel bedeutet, im feierlichen Festgottesdienst sichtbar machen zu können, dass wir beieinanderstehen und uns füreinander stark machen, um als Pastorinnen oder Diakoninnen so leben und wirken zu können, wie wir es wünschen – in Lettland genauso wie anderswo!“ Eva Stein, Krankenhausseelsorgerin im Kirchenkreis Ostholstein und Mitglied im Europaausschuss des Ökumenewerkes
Anne Freudenberg-Klopp, Referentin für Theologie und Nachhaltigkeit im Ökumenewerk der Nordkirche
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