05/06/2025 0 Kommentare
Thomas Mann und seine Marienkirche!
Thomas Mann und seine Marienkirche!
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Thomas Mann und seine Marienkirche!
Thomas Mann wurde vor 150 Jahren in St. Marien zu Lübeck getauft
Von Jochen Eicke
Thomas Mann stammt aus einer altehrwürdigen Kaufmannsfamilie. Sein Urgroßvater Johann Siegmund Mann d.Ä. (1761–1848) war ein aus Rostock zugewanderter Kaufmann. Bereits 1805 wurde dieser Ältermann der Bergenfahrer, ein Amt, dass er bis zu seinem Tod bekleidete. Sein Sohn Johann Siegmund Mann d.J. wurde ebenfalls Bergenfahrer und stand ihnen wie sein Vater als Ältermann vor. Der Handel mit Salz, Heringen und Getreide mit Norwegen machte die Familie Mann wohlhabend. Schnell war Familie Mann mit Lübeck und der Marienkirche verbunden. Die Bergenfahrer hatten in St. Marien eine eigene Kapelle zugesprochen bekommen, wo sie sich besprachen und vor dem Altar des Hl. Olafs beteten.
Thomas Johann Heinrich Mann, der Sohn von Johann Siegmund Mann d.J., wurde ebenfalls Kaufmann und als Senator für Wirtschaft und Finanzen in Lübeck wurde er der wichtigste Mann in der Stadt nach dem Bürgermeister. Er wurde Direktor der Lübeck-Finnischen Dampfschiffahrtsgesellschaft und Vorsitzender der Lübeck-Büchener Eisenbahngesellschaft. Thomas Johann Heinrich Mann heiratete 1869 die 18-jährige Deutsch-Brasilianerin Julia da Silva-Bruhns. Das Paar bekam fünf Kinder. Als zweites Kind kam am 6. Juni 1875 Paul Thomas auf die Welt. Am 11. Juni 1875 wurde Paul Thomas in der Marienkirche zu Lübeck evangelisch getauft.
Keines der fünf Kinder widmete sich einem Kaufmannsberuf. Alle waren sie wohl mehr von den musischen Anlagen ihrer Mutter ausgestattet. Vater Thomas Johann Heinrich löste seine Handelsgesellschaft auf. Die Söhne Heinrich und Thomas wurden berühmte Schriftsteller.
Thomas Mann war gerade 16 Jahre alt, als sein Vater im Jahre 1891 starb. Der Großkaufmann Hermann Wilhelm Fehling und der Weinhändler Carl Johann Tesdorpf wurden zum Vormund bestellt. Thomas Mann war ein mäßiger Schüler. Das Katharineum verließ er 1894 vorzeitig und ohne Schulabschluss. Als er 1896 mit 21 Jahren volljährig wurde, erhielt er „monatlich 180 Mark aus den Zinsen des väterlichen Vermögens, was ihm ein Leben als freier Schriftsteller ermöglichte.“ (Wikipedia)
Thomas Mann lebte längst in München, als 1901 sein großer Roman über Lübeck im Ausgang des 19. Jahrhunderts erschien. Explizit für diesen Roman, die Buddenbrooks erhielt er 1929 den Nobelpreis und nicht etwa für den Zauberberg, der 1924 erschienen war.
Viele Werke schuf Thomas Mann – Romane, Essays, Erzählungen, … Immer wieder äußerte er sich zur deutschen und zur Internationalen Politik. In seinen Betrachtungen eines Unpolitischen (1915 – 1918) begrüßte er die Kriegspolitik der deutschen Regierung, und hoffte, dass sich „das deutsche Kulturgut“ gegen das französiche, englische und russische durchsetzen möge, doch schon vier Jahre später wurde er ein Verfechter von Freiheit und Demokratie, wie sie von der Weimarer Republik angestrebt wurde.
Als die Nationalsozialisten im Jahre 1930 in Deutschland immer mehr an Einfluss gewannen, stemmte er sich dagegen. Im selben Jahr bezeichnete er in Deutsche Ansprache – Ein Appell an die Vernunft die Nazibewegung als „Riesenwelle exzentrischer Barbarei“. Im März 1933 ging Thomas Mann mit seiner Familie ins Exil. 1936 wurde ihm wegen „höhnischen Bemerkungen“ und „feindseliger Propaganda“ die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Seine Familie lebte in der Schweiz und ab 1938 in den USA.
Als 1939 Hitlerdeutschland einen neuen Weltkrieg begann, gehörte Thomas Mann zu denen, die immer wieder mit Rundfunkreden und Artikeln den verbrecherischen Krieg Nazideutschlands verurteilten. 1944 wurde er amerikanischer Staatsbürger. In seiner Zeit in den USA suchte er Wege zur Annäherung der Kulturen seines deutschen Heimatlandes mit der amerikanischen, er wandte sich der Unitarischen Kirche zu. Alle seiner Kinder wurden unitarisch getauft.
1952 kehrte er nach Europa zurück. Wohnen blieb er bis zu seinem Tod in der Schweiz. Doch mehrfach besuchte er Deutschland. Lübeck versöhnte sich mit ihm und verlieh ihm wenige Wochen vor seinem Tod die Ehrendoktorwürde.
Thomas Mann war nicht nur ein Brückenbauer zwischen den USA und Deutschland. Als Unitarist setzte er sich auch ein für eine human-überkonfessionelle „Einheit des Menschengeistes“, als Voraussetzung für ein vorbildliches moralisches Handeln (Heinrich Detering).
St. Marien zu Lübeck blieb Thomas Mann zeit seines Lebens verbunden. Einen Teil seiner Buchverkäufe spendete er nach dem Weltkrieg dem Wiederaufbau seiner Taufkirche.
Die EKD hat sich gerade in Lübeck mehrfach mit dem Leben und den Werken von Thomas Mann sehr intensiv auseinandergesetzt. Beispielhaft finden sich unter der Überschrift „Thomas Mann und seine Kirche“ ausführliche Artikel hier.
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