
05/06/2025 0 Kommentare
Reparatur unseres Turmes
Reparatur unseres Turmes
# J | Blog Beiträge

Reparatur unseres Turmes
Von Bastian Modrow und Doris Mührenberg
Bei einer routinemäßigen Überprüfung des Turms der Jakobi-Kirche wären Schäden an der Spitze festgestellt worden. Die Fachleute bewerteten die Situation als so sicherheitsrelevant, dass kurzfristig gehandelt werden musste. Ziel der Turmbesteigung war nicht nur, die Windlast zu reduzieren und möglicherweise herabfallende lose Teile zu sichern. Im Fokus stand auch, die Schadstelle genauer zu begutachten, um Reparaturmaßnahmen planen zu können. Um die Sicherheit der Bevölkerung nicht zu gefährden, wurde zunächst das Gebiet rund um Jakobi abgesperrt. Am Sonntag, dem 4. Mai, ab sieben Uhr morgens war das Gelände rund um St. Jakobi in der Innenstadt dann gänzlich gesperrt: An der Turmspitze der fast 800 Jahre alten Kirche begannen Spezialisten, die notwendigen Sicherungsarbeiten vornehmen. Um spätestens 8 Uhr begann das Abenteuer: Ein Kletterer erschien an der obersten Turmspitze, wo Knauf, Kaiserstiehl und Lanze den Wetterhahn tragen. Um ihn ging es bei diesen Sicherungsmaßnahmen, denn er sollte abgenommen und die Turmspitze gesichert werden.
Diejenigen die einen Logenplatz in einem der umliegenden Altstadthäuser hatten, oder diejenigen, die sich auf dem Koberg den Hals verrenkten, konnten nun ein spannendes Schauspiel erleben. Drei Dinge, hatte Einsatzleiter Henrik Meger vorab betont, sollten möglichst nicht die Arbeiten stören: Wind, Regen und Kälte. Aber dieser Sonntag Anfang Mai, bot, obwohl die Tage zuvor uns schon mit lauer Frühlingsluft verwöhnt hatten, nun neben kalten Temperaturen schneidende Winde und starken Regen: Die Spezialisten, die an diesem Tag den rund 112 Meter hohen Turm erklommen, hatten deshalb mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen.
Von unten konnten die Schaulustigen außerhalb der Sperrzone beobachten, wie schwer die beiden Kletterer einer Spezialfirma aus Rostock den Winden trotzen mussten, sie mussten häufiger pausieren und in den Luken des Turmhelmes verschwinden, so dass die gesamte Aktion länger dauerte. Dabei war ihr Einsatz schon so mehr als anspruchs-voll: Zuerst hatten sie eine Aluminium-Konstruktion um den oberen Teil des Kirchturms gelegt und daran mehrere Leitern befestigt, um ganz zu der Spitze vorzudringen. Von dort aus konnten die Kletterer schließlich den Wetterhahn abnehmen und langsam abseilen. Das Ziel: Die Windlast auf dem Turm zu reduzieren, damit die beschädigte Turmspitze nicht noch größeren Schaden nimmt.
Der Wetterhahn! Der Hahn an sich ist ein apotropäisches wie auch christliches Symbol. Er soll das Anwesen vor Blitz, Gewitter und Sturm schützen. Er ist ein Orakeltier, das mit seinem Krähen vieles verkünden und ankündigen kann. Er ist ein Opfertier, vor allem vor der Ernte, in Lübeck angeblich bekannt als „Roggen-Hahn". Er ist ein Wettertier, das das Wetter durch bestimmte Verhaltensweisen voraussagen kann, und er hat in der Volksmedizin große Bedeutung.
Dem Hahn auf den Kirchtürmen wird die Eigenschaft eines unheilabwehrenden, die Dämonen vertreibenden Tiers zugeschrieben, denn das Krähen des Hahns kündigt den Morgen an, der die Nacht mit ihren Teufeln, Hexen und Dämonen verabschiedet, dadurch ist der Hahn auch ein Symbol der Wachsamkeit und darüber hinaus segenbringend. Deshalb sitzt der Hahn wohl seit dem 9. Jahrhundert als Symbol der Wachsamkeit auf den Kirchtürmen. In frühchristlicher Zeit galt das Bild des Hahns auf Grabsteinen und Sarkophagen als Hinweis auf die Hoffnung, dass die Macht des Todes sich durch das Licht Christi in Leben verwandeln wird
Doch nicht immer konnte der Wetterhahn Jakobi schützen. 1628 wurde der Turm baufällig, 8 Jahre später zwar wieder aufgemauert, aber anscheinend nur mit einem Bret-terdach versehen, nicht mit einem Turmhelm. 1657 erfolgte der Neubau der Spitze, und der damalige Kirchenvorstand entschied sich, den Turm nicht wie den von St. Petri mit vier Türmchen versehen zu lassen, sondern mit vier Kugeln. 1658 wurde auch wieder ein Hahn aufgesetzt. Im 18. Jahrhundert brannte der Turm und 1901 schlug - trotz schützendem Wetterhahn - ein Blitz ein und setzte die Turmspitze in Brand - Knauf und Wetterhahn stürzten auf das Seiten-schiffdach. Der Brand wurde glücklicherweise gelöscht, ohne weitere größere Schäden anzurichten. Die Turmspitze wurde im selben Jahr in alter Form erneuert.
Am Sonntag gegen 16 Uhr erreichte der Wetterhahn von St. Jakobi im Arm eines Kletterers den Boden - unter Applaus der Zuschauenden. Und nun stand er da sein Gold hat er eingebüßt, aber dafür gibt er einige Informationen preis:
Eingraviert auf einer Seite des Hahns ist folgendes:
„Erneuert von P.Ruperti
Kupferdeckermeister 1901
Verstärkt von P.Ruperti Novb. 12.1924 und wieder aufgesetzt Gehülfen waren Hans Ruperti. J.Honert. A.Wiechmann.
O.Buuck. R.Martens. Arbeiter W.Scharnweber. Lehrling.
Hans Hamdorf. Bauwart. W.Behnke. Bauaufseher.
Gott segne das Handwerk und schütze die Kirche vor allen Gefahren*
Und so wie den damaligen Helfern mit dieser Inschrift gedankt wurde, so lobte auch Pastorin Bärbel Reichelt das Experten-Team am und im Turm und dankte gleichzeitig allen Anwohner*innen und Geschäftsleuten für ihre Geduld und ihr Verständnis.
Menschen können gerne Spenden!
Auf das folgende Konto:
DE97 230 501 01 0001 0201 71
Kommentare