16/06/2025 0 Kommentare
Hermann Bonnus: Brücke durch die Zeit von Quakenbrück nach Lübeck
Hermann Bonnus: Brücke durch die Zeit von Quakenbrück nach Lübeck
# M | Aktuelles

Hermann Bonnus: Brücke durch die Zeit von Quakenbrück nach Lübeck
Dieser prägende Reformator aus dem Norden, Hermann Bonnus (1504–1548), wurde später Superintendent in Lübeck - und war Mit-Verfasser einer der ersten lutherischen Schulordnungen in Norddeutschland.
Die Pastores Inga Meißner und Robert Pfeifer waren in Begleitung des Direktors des Katharineums, Stefan Philippi und des Kirchengemeinderatmitglieds Gottfried Hohmeier eingeladen, der Präsentation der niederdeutschen Bonnus-Bibel beizuwohnen. An jedem Sonntag Trinitatis wird diese Bibel, an deren Übersetzung Hermann Bonnus in Lübeck mitarbeitete, im historischen Original der Gemeinde präsentiert. Mit Verantwortlichen des Friedenshauses Hermann Bonnus wurden weitere Schritte zur Zusammenarbeit vereinbart, insbesondere in Blick auf das Jubiläumsjahr 2031, das unsere Aufmerksamkeit auf dann 500 Jahre Reformation in Lübeck und 500 Jahre Geschichte des Katharineums lenken soll.
Pastor Pfeifer predigte in der St.Sylvester-Kirche über die Relevanz und Aktualität der Gedanken von Hermann Bonnus. In fünf Grundthesen wird deutlich, dass es lohnt, über den Reformator Hermann Bonnus in der Gegenwart nachzudenken:
1. Kirchenordnung als Gemeinschaftsprojekt
Bonnus verstand reformatorische Innovation nicht als individuelles Experiment, sondern als strukturelle Erneuerung: In Lübeck und Osnabrück führte er verbindliche Kirchenordnungen ein, die nicht nur Theorie, sondern alle Ebenen der Gemeindearbeit betrafen – von Predigt, Schulunterricht, Dienstpflichten bis hin zu Ritualen und Alltagshandeln.
Relevanz: Moderne Kirchen und Gemeinden stehen vor ähnlichen Herausforderungen: die Spannung zwischen Lehre, Verwaltung, Sozialarbeit und Bildung. Bonnus’ strukturierter, gemeinschaftlicher Ansatz bietet ein Vorbild für integrative Gemeindearbeit.
2. Sprache und Bildung: Theologie für alle
Er engagierte sich stark für Bildung in der Volkssprache, u. a. durch Übersetzung der Lutherbibel ins Niederdeutsche und durch pädagogische Werke wie Grammatik und Katechismus.
Relevanz: In einer Zeit, in der Kommunikation und Dialog entscheidend sind, erinnert uns Bonnus daran, komplexe Inhalte verständlich und lokal verankert zu vermitteln – etwa durch Dialekte, kulturelle Anpassung oder mediale Aufbereitung.
3. Kooperation und Netzwerkbildung
In Lübeck organisierte er mit anderen Städten eine Zusammenarbeit (das sogenannte “Ministerium Tripolitanum”), um Reformideen zu verbreiten
Relevanz: Angesichts globaler Herausforderungen (z. B. ökologische Krise, Krieg und Frieden, Digitalisierung, Migration) zeigt dies, wie lokale Initiativen durch netzwerkorientiertes Denken Wirkmächtiges bewirken können.
4. Praktische Theologie und Gemeinwohl
Seine Reform ging weit über Predigt hinaus – sie berührte Rituale, Schulwesen, Gemeindefunktionen.
Relevanz: Bonnus verkörpert das Ideal, dass Glaube nicht nur gelehrt, sondern gelebt wird – in Sozialen Diensten, Pädagogik und gesellschaftlicher Verantwortung.
5. Verankerung im lokalen Kulturraum
Als gebürtiger Quakenbrücker und Kenner regionaler Strukturen verbindet er Reform mit Respekt für lokale Traditionen und Sprache .
Relevanz: In einem globalisierten Umfeld betont seine Haltung, wie wichtig es ist, lokale Identität zu wahren und Reformprozesse kulturell sensibel zu gestalten.
Hermann Bonnus bleibt also aktuell: Reform darf nicht nur theologisch, sondern muss pädagogisch, sozial und strukturell gedacht werden – immer eingebettet in die konkrete Lebenswelt der Menschen.
Foto: Empfang der Delegationen im Rathaus und Begrüßung durch die Bürgermeisterin Tülay Tsolak

Kommentare