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Gottes Liebe als verbindendes Band: Von Pfingsten, dem roten Faden und von wunderbaren Konfis

Gottes Liebe als verbindendes Band: Von Pfingsten, dem roten Faden und von wunderbaren Konfis

Gottes Liebe als verbindendes Band: Von Pfingsten, dem roten Faden und von wunderbaren Konfis

# D | Predigten

Gottes Liebe als verbindendes Band: Von Pfingsten, dem roten Faden und von wunderbaren Konfis

Liebe Konfis, über alles aber zieht an die Liebe. Sie ist das Band, das euch zusammenhält, liebe Festgemeinde. Ich mag dieses Bild: Gottes Liebe als verbindendes Band. Die Farbe des Lebens und der Liebe ist Rot. Rot ist die Farbe des Feuers Gottes, des Heiligen Geistes, des Pfingstfestes und der Konfirmation. Darum heute das rote Band. Zum Zeichen dafür, dass Gottes Liebe sich durchzieht wie ein roter Faden. Dass Gott sich hineinwebt in eure Lebensgeschichten. Denn Gott hat euch als seine Heiligen erwählt, denen er seine Liebe schenkt. Darum legt nun das neue Gewand an. Wir sehen euch im Festgewand. In Konfirmationskleider mit hohen Schuhen. Mit Schlips und Kragen, neu und ungewohnt. Ihr seid den Kinderschuhen und Kinderkleidern sichtlich entwachsen. Neues ist vor Augen. Wir sehen euch heute neu, sehen euch wachsen, fast erwachsen. Sehen euch hineinwachsen in die neuen Gewänder des erwachsenen Glaubens. Zieht sie an, schlüpft hinein in herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Freundlichkeit und Geduld. Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe. Sie ist das Band, das euch zu vollkommener Einheit zusammenschließt.

Die Liebe als verbindendes Band ist heute sichtbar und spürbar. Einen roten Faden haben am Eingang alle bekommen. Verbindet euch einmal damit, ihr Konfis in der ersten Reihe. Nehmt das Band in die Hand und haltet es rechts und links an das Band eurer Nachbar:innen. Und nun Ihr, liebe Konfirmationsgemeinde, tut es den Konfis gleich: Seht ihr, wie die Liebe sich durchzieht? Nicht nur links und rechts. Probiert es nach vorne und hinten. Gottes Geist webt sich hinein in diesen Tag. Schafft Verbindung zwischen Nächsten und Fernsten.

Nehmt nun euer Band wieder in eine Hand. So, wie ihr euer Leben in die Hand nehmt. Mit all den Fragen, die euch in der Konfizeit bewegt haben. Was soll ich glauben? Was trägt? Wer bin ich? Ihr habt gemeinsam Antworten gesucht, immer dienstags und donnerstags. Auf den Freizeiten waren wir zusammen zum Abendmahl unterwegs und zum Glaubensbekenntnis. Ihr habt Straßenumfragen gemacht und gefragt, was Erwachsene glauben. Habt gehört, wie Jugendliche in Müllstädten in Ägypten leben. Habt Demoplakate für ein buntes Lübeck gemalt und Briefe an Taufkinder geschrieben. Habt darin viel von euch gezeigt. Ihr habt alles in Frage gestellt und selber Fragen gestellt. Jakob vor allem, jeden Dienstag, auch Lea und Isalie voll Wissensdurst und Neugier. Emilie stellt mit ihrem Konfirmationsspruch noch eine Frage. Hinter all eurer Gedanken, Entscheidungen, Ideen ahnen wir eure große Frage an Gott und die Welt: Was hält mein Leben zusammen?

Über alles aber zieht an die Liebe. Sie ist das Band, das alles zusammenhält. Das ist die Richtschnur. Das gibt Orientierung. In der Bibel zieht sich Gottes Liebe wie ein roter Faden durch von Adam und Eva und Abraham und Sara über Jesus bis heute zu euch. Es ist kein Zufall, dass viele von euch ihren Konfirmationsspruch aus den frühen Erzählungen der Bibel gewählt haben. Es ist diese Verheißung an die ersten Menschen, die mit Gott ins unbekannte Neuland aufbrachen, die Carlotta, Hilda, der eine Finn und Marthe spüren: Wo ihr auch hingeht, wird Gott mitgehen. Mehr noch: Von Gott kommt ihr schon her. In Psalm 139, aus dem auch Annis Konfirmationsspruch stammt, heißt es: „Du hast mich gewirkt im Mutterleib“. Gott hat euch gewebt, verwoben, geformt. Gott hat euch gewollt. Ihr seid nicht zufällig hier. Gott hat genau mit euch etwas vor. Ihr gehört zu Gott, ewig und unendlich. Darum seid ihr heilig. Gott hat euch als seine Heiligen erwählt. Das Band ihrer Liebe hat Gott hineingewoben in das Gewebe eures Lebens. Hat dieses Band in der Taufe ganz fest geknüpft.

Viele von euch kenne ich tatsächlich schon seit eurer Taufe. Nun habt ihr neue Bande geknüpft. Mia und Sunni waren bei der Taufe ganz klein. Josephine wurde am Ostersonntag getauft und Frieda an Weihnachten, trug sogar zweimal ihr Taufkleid später für die Taufbroschüre der Nordkirche. David, ich weiß noch, wie dein Vater damals fragte, ob ihr im Gemeindehaus feiern könnt. So stolz war er auf dich und wäre es heute erst recht! Marie war bei der Taufe schon größer, und das Fest war so wichtig in dieser Zeit. Hilda wurde mit ihrer Schwester zusammen getauft. Der andere Finn hat sich selber für die Taufe entschieden, klar und entschlossen, sehr typisch. Isalie hat mit ihren tiefen Gedanken vor drei Jahren beeindruckt, und Lilly im Taizégottesdienst neulich mit Leuchten und Strahlen. Laurin stand groß und aufrecht letzte Woche am Taufbecken.   

So unterschiedlich ihr seid, die Liebe ist das verbindende Band. Das Band, das euch hält. Über alles zieht an die Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist, heißt es in einer alten Übersetzung. Liebe ist mehr als ein Gefühl. Sie ist ein vollkommenes Band. Nicht irgendein Band. Ein perfektes, würdet ihr sagen. Ein starkes, ein heiliges. Ein Band, das Gott knüpft. Dieses Band hält, wenn du fällst. Es trägt, wenn du zweifelst. Es bleibt, wenn du gehst. Dieses Band ist nicht sichtbar, aber immer wieder spürbar. Es ist die Verbindung zwischen dir und Gott. Zwischen dir und deiner Gemeinde. Zwischen euch und uns. Ein Band von Herz zu Herz. Wie wichtig das Herz ist, sagen Amy, Johann und Jule mit ihren Konfirmationssprüchen. Elisabeth und die andere Jule waren die ganze Konfizeit zu zweit unterwegs und haben den gleichen Spruch. Ihr spürt beide, dass das Herz mehr zählt als das Äußere. Gottes Liebe sieht euer Herz.

Zu Pfingsten feiern wir in den Kirchen der Welt, dass dieses Band der Herzen und Sinne lebendig ist – und bleibt. Pfingsten ist das Fest, an dem Gott diese Verbundenheit mit Feuer und Wind belebt. Deshalb sagen viele: Pfingsten ist der Geburtstag, ist die Geburtsstunde der Kirche. In der alten Pfingstgeschichte von den ersten Christenmenschen in Jerusalem heißt es: Der Heilige Geist kam, und plötzlich waren da Verbindung, Verständnis, Einheit unter Menschen unterschiedlichster Herkunft und Sprachen. Feuerflammen haben manche gesehen, rot und lodernd und begeisternd. Gott hat Pfingsten neu begonnen, mit dem roten Liebesband Menschenherzen zu verbinden. Mit dem Feuer der Begeisterung. Durch den Heiligen Geist, der mutig macht und entschlossen, wie Esther und Johanna mit ihren Konfirmationssprüchen sagen.

Nicht nur zugucken, sondern tatkräftig zupacken. Wirksam, mutig und entschlossen handeln, das liegt euch. Ihr wollt einen Unterschied machen für diese Welt. Eintreten für Unterdrückte will Henrike. Recht und Vertrauen nennen Hugo und Lasse. Auf Frieden hofft Raphael. Entsprechend habt ihr euch in der Konfizeit engagiert, etwa Frieda, Henrike, Esther, Lasse und andere beim Kochprojekt für Menschen in Armut – und wie hast du, Amy, da gestrahlt! Beim Aufbau des Zirkuszeltes hier vor dem Dom haben Marthe, Johanna, Esther und Sunny angepackt. Isalie war Heiligabend mit im Altersheim. Lasse und Finn haben kürzlich im Gottesdienst gelesen. Ihr wart da, habt mitgemischt, habt euch eingemischt. Habt Gesicht gezeigt und Herz. Ihr steht zu dem, was euch wichtig ist.  

Liebe Konfirmand:innen, heute bekennt ihr alle öffentlich: Ich will dazugehören. Ich stehe zu meinem Glauben. Ich sage Ja zu Gott, der Ja sagt zu mir. Ich trage Gottes herzliche Freundlichkeit in die Welt wie Carla. Ich lasse mein Licht leuchten im Lichte Gottes wie Elisa, ich vertraue auf Gottes Nähe wie Anni, auf Gottes Liebe wie Anna. Ihr greift nach dem Band, das Gott euch immer neu nahebringt. Ihr sagt: Ich will den roten Faden nicht verlieren. Das ist mutig. Und groß. Und wunderschön. Gleichzeitig verspricht Gott: Ich halte dich fest. Auch wenn du fällst. Auch wenn du einmal loslässt. Denn von Gott her ist dieses Band stärker als Zweifel. Stärker als Angst. Stärker sogar als der Tod. Dieses Band ist die Liebe Christi, von der nichts euch trennen kann, was auch geschieht. Gott hat euch längst als seine Heiligen erwählt, denen er seine Liebe schenkt. So legt heute das neue Gewand an. Es besteht aus herzlichem Erbarmen, Güte, Demut, Freundlichkeit und Geduld. […] Und der Friede, den Christus schenkt, lenke eure Herzen. Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Dafür könnt ihr dankbar sein!

Das sind große Worte. In manche müsst ihr hineinwachsen. Müssen wir alle. Aber ich verspreche euch: Sie sind wie für euch gemacht. Liebe Konfis, haltet euch an das Band der Liebe. Macht geduldig, freundlich, gütig, demütig, diese verrückte schrecklich-schöne Welt zu einem Ort des Friedens, des Rechts, der Barmherzigkeit und der Liebe für alle. Da, wo ihr seid. Mit Worten von Lothar Zenetti:

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen. Was keiner sagt, das sagt heraus. 

Was keiner denkt, das wagt zu denken. Was keiner anfängt, das führt aus.

Wenn keiner Ja sagt, sollt ihrs sagen. Wenn keiner Nein sagt, sagt doch Nein.

Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben. Wenn alle mittun, steht allein.

Wo alle loben, habt Bedenken. Wo alle spotten, spottet nicht. 

Wenn alle geizen, wagt zu schenken. Wo alles dunkel ist, macht Licht. 

Wagt zu glauben. Bleibt verbunden. Verliert den roten Faden nicht. Vertraut darauf: Gottes Heiliger Geist webt mit euch Zukunft und Hoffnung.    Amen

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