15/03/2025 0 Kommentare
Die alte Dame, die Konfis, das Kreuz und die Rettung der Welt. Predigt von Pastorin Margrit Wegner
Die alte Dame, die Konfis, das Kreuz und die Rettung der Welt. Predigt von Pastorin Margrit Wegner
# D | Predigten

Die alte Dame, die Konfis, das Kreuz und die Rettung der Welt. Predigt von Pastorin Margrit Wegner
Ist die Welt noch zu retten? Sind wir noch zu retten, liebe Gemeinde? Die alte Dame hat Fragen. Sie hat ihr Leben gelebt. Mehr als ein langes Jahrhundert. Nun lässt sie los. Legt ihr Leben in Gottes Hand. Ihr Blick geht Richtung Himmel. Für sie ist es genug. Sie kommt aus einer Pastorenfamilie. Gottvertrauen wurde ihr in die Wiege gelegt. Aber die jungen Menschen? „Ich möchte wohl wissen, ob die jungen Leute Angst haben vor der Zukunft“, sagt sie mehrmals. Eigentlich will sie mit der Pastorin über ihre Beerdigung reden, bitte nicht sentimental. Aber wichtiger als der Abschied ist ihr die Frage: Wie sollen junge Menschen denn leben? Wie können die ein gutes Leben führen bei dem, was in der Welt passiert?
Wie soll ich leben? Wie kann ich mich, wie kann ich die Welt retten? Das sind Frage, die den jungen Mann umtreiben. Vielleicht ist er auch mitteljung oder mittelalt, je nachdem. Im Blick einer Hundertjährigen ist Nikodemus jung, ganz bestimmt. Er, der Pharisäer, einer der führenden Köpfe des jüdischen Volkes, kommt zu Jesus. Klug, selbstbewusst, voller Fragen. Spürt er die bevorstehende Zeitenwende? Zu später Stunde sucht er den eigenartigen neuen Wanderprediger auf, dem sein Ruf vorauseilt. Weil er mit den irdisch-erdenschweren Fragen überfordert ist, will er hören, was der von Himmel erzählt. Zu vieles versteht Nikodemus nicht. Jesus sagt: Nur einer ist in den Himmel hinaufgestiegen. Es ist der, der auch vom Himmel herabgekommen ist: der Menschensohn. Es ist wie damals bei Mose, als er in der Wüste den Pfahl mit der Schlange aufgerichtet hat. So muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat. Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab. Jeder, der an ihn glaubt, soll nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Gott hat den Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er sie verurteilt. Vielmehr soll er die Welt retten.
Warum ist die Welt so, wie sie ist, und nicht so, wie sie sein sollte? Alle sind gereizt und genervt. Gemurrt, genöhlt haben die Menschen schon lange. Jetzt ist das Maß voll, finden sie. Jeden Tag neue Schreckensnachrichten. Das hält kein Mensch aus. Drohende Hungerkatastrophe. Dürre. Überall Steine im Weg. Und zu allem Überfluss Nattern und Schlangen, Inbegriff heimtückischer, hinterhältiger Bosheit. Sind wir noch zu retten? In der Wüste, sagt Jesus zu Nikodemus, erinnere dich, in der Wüste, als die Existenz unseres ganzen Volkes auf dem Spiel stand, da gab es ein Gegenmittel gegen giftige Sticheleien, gegen das Gift der Schlangen, der Lügner, der Verführer. Ein Zeichen. Kopf hoch: Da ist mehr zwischen Himmel und Erde. In der Wüste reichte das Bild der tödlichen Bedrohung hoch über den Köpfen. Ein Blick, dann warst du gerettet. Der Glaube an die Verheißung des Lebens hat immun gemacht gegen alle Todesgefahr.
Und jetzt? Gibt es Rettung? Nikodemus ist der erste, der hört: Gott hat den Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er sie verurteilt. Vielmehr soll er die Welt retten. Wer an ihn glaubt, wird nicht verurteilt. Wer aber nicht glaubt, ist schon verurteilt. Denn er hat nicht an den geglaubt, der Gottes einziger Sohn ist. So geschieht die Verurteilung: Das Licht ist in die Welt gekommen. Aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht. Denn ihr ganzes Tun war böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht. Er tritt nicht ins Licht, damit seine Taten nicht herauskommen. Wer sich bei dem, was er tut, nach der Wahrheit richtet, tritt ins Licht. Seine Taten sollen bekannt werden, denn Gott selbst bestimmt sein Handeln.
Es gibt zu viel Böses in der Welt, spürt die alte Dame in ihrem Seniorenheimzimmer. „Die Welt dreht sich weiter“, sagt sie. „Ich nehme, was kommt.“ Sie war 16, als der Krieg begann, der sie geprägt hat und in der Erinnerung verschwimmt. Ihr Zeitgefühl lässt nach. An den Glauben kann sie sich halten. „Wie muss Christus gelitten haben, als er sein Kreuz trug“, sagt sie. Jetzt, am Ende ihres Lebens, ist er ihr in seinen Schmerzen besonders nahe. Jeder, der an ihn glaubt, soll nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Das ist ihr Trost im Leben und im Sterben. Aber wie halten die Jungen diese finsteren Zeiten aus? „Ob sie Angst haben vor der Zukunft?“, fragt sie mich. Ich nehme ihre Frage mit zu den Konfis. Was gibt ihnen Hoffnung? Was macht Mut? Wo finden sie Halt? Ihre Familien, ihre Freunde nennen sie als erstes. Musik. Draußen sein, Natur spüren, Wind und Weite. Isalie liest den Satz vor, den sie diese Woche in der Gruppenbibel entdeckt hat: Fürchte dich nicht, glaube nur. (Lk. 8, 50) Die anderen nicken. Angst vor der Zukunft? Verständnislose Blicke. Furcht? Natürlich machen sie sich Sorgen. Sie sind gut informiert, was los ist in der Welt. In Amerika. In der Ukraine. In Berlin. Aber sie blicken unverzagt nach vorn. Wir lesen Sätze von Dietrich Bonhoeffer, der am Ende des Krieges ermordet wurde. Hingerichtet vor fast genau 80 Jahren. Er schreibt: „So gewiss der Mensch glaubt, so gewiss hofft er. Und es ist keine Schande zu hoffen, grenzenlos zu hoffen. Wer wollte auch von Gott reden, ohne zu hoffen. […] Wer wollte von Frieden und von der Liebe unter den Menschen reden, ohne sie einmal in Ewigkeit erleben zu wollen? Wer wollte von einer neuen Welt und einer neuen Menschheit reden, ohne zu hoffen, dass er an ihr teilhaben werde?“
Ist noch etwas zu retten? Ja, sagen die Konfis. Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab. Gott hat den Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er sie verurteilt. Vielmehr soll er die Welt retten. Die Mächtigen der Welt verurteilen sich selbst mit dem, was sie tun, spüren die Jugendlichen. Ihre Macht ist nicht von Dauer. Stärke, Potenz, Waffen, Reichweite und Milliardenvermögen lassen sie übermächtig und bedrohlich erscheinen. Aber sie werden sich verantworten müssen. Das Urteil fällen sie selbst, sagt Jesus So geschieht die Verurteilung: Das Licht ist in die Welt gekommen. Das Kreuz ist aufgerichtet. Das Kleine wird Groß. Die mächtigen stürzen von ihren Thronen. Die göttliche Schwachheit setzt alle menschliche Stärke in das richtige Licht. Aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht. Denn ihr ganzes Tun war böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht. Er tritt nicht ins Licht, damit seine Taten nicht herauskommen. Wer sich bei dem, was er tut, nach der Wahrheit richtet, tritt ins Licht. Ihre Taten sollen bekannt werden, denn Gott selbst bestimmt ihr Handeln. Das ist die Hoffnung der Jugendlichen. „Und warum sollen wir uns unserer Hoffnung schämen?“, schreibt Dietrich Bonhoeffer. „Nicht unserer Hoffnung werden wir uns einstmals zu schämen haben, sondern unsrer ärmlichen und ängstlichen Hoffnungslosigkeit, die Gott nichts zutraut, die in falscher Demut nicht zugreift, wo Gottes Verheißungen gegeben sind, die resigniert in diesem Leben und sich nicht freuen kann auf Gottes ewige Macht und Herrlichkeit. Je mehr ein Mensch zu hoffen wagt, desto größer wird er mit seiner Hoffnung: Der Mensch wächst mit seiner Hoffnung – wenn es nur die Hoffnung auf Gott und seine alleinige Kraft ist.“
Sie wachsen mit ihrer Hoffnung. In dieser Woche haben die Konfis Taufkerzen gebastelt. Jede ein kleines Kunstwerk, sehr bunt, sehr fröhlich, total persönlich gestaltet. Sie sind bestimmt für die Taufkinder der nächsten Wochen und Monate. Die Kerzen sind so verschieden wie die Jugendlichen selbst. Aber eines verbindet sie alle. Finn bringt es auf den Punkt: Was gehört auf die Taufkerze? „Das Kreuz! Kreuz auf jeden Fall. Kreuz muss sein.“ So ziert jede Kerze ein großes Kreuz. Das Rettungszeichen. Das Lebenszeichen. Das Kreuz, an dem Jesus Christus erhöht wird, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Das Kreuz ist das ultimative Zeichen der Liebe. So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab. Alle, die an ihn glauben, sollen nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Das Bild des Gekreuzigten wirkt gegen das zerstörerische Lügengift und die tödliche Gewalt dieser Welt.
Ist die Welt noch zu retten? Für Gott ist das keine Frage. In Christus haben wir die Antwort vor Augen. Amen
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