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Predigt zum Segungsgottesdienst für Schwangere 2022

Predigt zum Segungsgottesdienst für Schwangere 2022

Predigt zum Segungsgottesdienst für Schwangere 2022

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Predigt zum Segungsgottesdienst für Schwangere 2022

Predigt über Lk 1, 46-55

Segnungsgottesdienst für Schwangere am 30.1.2022

Von Pastorin Nicola Nehmzow

Sieh mal! Ich hielt meinem Mann das Testergebnis vor die Nase. (Es war kein Corona-, sondern ein Schwangerschaftstest). Er starrte auf die beiden Balken: und das heißt?

Ich bin schwanger! Ein wenig ungläubig schaute er. Dabei hatten wir es schon einmal erlebt.

Ich erinnere mich, dass ich so etwas wie Triumph empfand. Stolz. Ich würde ein Kind bekommen! Dieses erhabene Gefühl verbinde ich merkwürdiger Weise nur mit dieser einen Schwangerschaft. Obwohl mir jedes meiner Kinder sehr willkommen war, gehört dieses besondere Gefühl von Erhabenheit nur zur Schwangerschaft mit meiner zweiten Tochter. 

Jedes Mal war es ein bisschen anders- nicht nur die Schwangerschaft selbst, sondern auch das Gefühl, das mich beschlich, als ich feststellte: ich bin schwanger.

Und natürlich gab es nicht nur das eine Gefühl, das dann die gesamte Schwangerschaft über anhielt. Freude und Glück wechselten sich mit Sorge; dann wieder war ich rundherum zufrieden. Ich wurde ungeduldig, und wenig später hoffte ich, die Schwangerschaft würde nie zu Ende gehen. Denn gibt es etwas Schöneres, als ein Kind zu erwarten? Dann sehnte ich mich danach, mein Kind endlich in den Armen zu halten. Ich hatte Angst vor den Wehen und freute mich gleichzeitig auf die Geburt. Immer wieder horchte ich mein mich hinein: geht es dir auch gut, mein Kind?

Ohne Frage, ein Kind im Leib zu tragen ist etwas Großes, ja Großartiges. Mit jedem Kind setzt sich die Schöpfung fort. So hat jede Schwangere Teil an Gottes Schöpfungshandeln.

Maria ist so jung. Sie kann gar nicht glauben, was der Engel ihr sagt. Ich bekomme ein Kind? Jetzt? Bin ich nicht viel zu jung? Ist da nicht noch anderes, bevor ich eine Familie gründen will?

Elisabeth ist schon lange nicht mehr jung. Wie sehr hatte sie sich nach einem Kind gesehnt. Aber es hatte einfach nicht geklappt. Immer wieder die Hoffnung, das Warten, die Sehnsucht. Immer wieder die Enttäuschung, Monat für Monat. Diese Blicke der anderen: Können die nicht oder wollen die nicht? Zum Glück hatte Zacharias, ihr Mann, immer zu ihr gehalten. Aber so ganz hatte er ihren Schmerz wohl nicht verstanden. Sein Schmerz war anders. Was hatten sie nicht alles probiert. Und dann diese Ratschläge: du kannst es eh nicht zwingen. Lass es los, dann klappt es vielleicht. Doch sie hat nie losgelassen. Auch wenn andere Frauen in ihrem Alter bereits Großmütter wurden. Und schließlich war ihre biologische Uhr abgelaufen. Der Schmerz wurde kleiner. Aber er blieb.

Und dann war sie doch noch schwanger. Sie hat keine Ahnung, wie das gehen konnte. Ihrem Zacharias verschlug es die Sprache. Im sechsten Monat ist sie bereits. Ihr Bauch hat sich sichtbar gerundet. Das Bücken fällt ihr schwer. Immer häufiger denkt sie an die Geburt.

Dann hört sie von Maria. So jung. Wollte sie nächstes Jahr nicht erst heiraten? Wie alt ist sie eigentlich?

Jung; Maria ist jung. Als eine Konfirmandin mich letzte Woche fragte, wie alt Maria war, als sie Jesus zur Welt brachte, antwortete ich: ungefähr so alt wie ihr Konfirmandinnen.

Aber wie Elisabeth nicht zu alt, so ist Maria nicht zu jung. Sie ist gesegnet. Gott ist an ihrer Seite. Mehr noch, Gott hat Großes mit ihr vor. Eigens einen Engel schickt Gott zu Maria; eine Botin, einen Schutz. Damit es ganz klar wird: Maria steht im Auftrag und unter dem Schutz Gottes.

Gott sieht ihre Überraschung. Ihre Angst. Ihren Versuch zu verstehen. Das kann doch nicht sein…

Und: Gott erbittet ihre Zustimmung. Die Angst ist da. Nimm sie mit. Aber dein Ja braucht es, braucht Gott, braucht dieses Kind in deinem Leib. Und Maria willigt ein. Sie lässt es geschehen. Sie spürt die Kraft in ihr; die eigene Stärke. Sie steht auf und macht sich auf den Weg.

 

Im österreichischen Hittisau zeigte das Frauenmuseum eine Ausstellung zum Thema Geburt. Noch vor dem eigentlichen Museum hingen draußen große Plakate von schwangeren Frauen. So verschieden diese Frauen waren- nicht nur hinsichtlich ihres Alters. Sie waren alle wunderschön. Was für eine weibliche Stärke; wie viel Lebenskraft! Sie alle strahlten ein Wissen und eine Tiefe aus. Und ihre Bäuche erzählten davon, was mit dem Ausdruck „gesegneten Leibes“ altmodisch treffend ausgedrückt wird.

Weder diese Frauen im Bregenzer Wald, noch Maria und Elisabeth sind den Herausforderungen und manches Mal den Zumutungen des Lebens enthoben. Beide, Elisabeth und Maria müssen ihre Söhne begraben, als diese junge Männer sind. Das Leben hält viele Möglichkeiten des Schmerzes bereit. Davon ist auch die Zeit der Schwangerschaft und Geburt nicht ausgenommen.

Und mitten in allem ist Gott da. Gott, der dich sieht. Gott, die an deiner Seite ist. Jetzt. In diesem Moment. In der Zeit der Schwangerschaft und Geburt. Ein Leben lang. Und darüber hinaus.

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