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Andacht für den 3. Sonntag nach Epiphanias

Andacht für den 3. Sonntag nach Epiphanias

Andacht für den 3. Sonntag nach Epiphanias

# A | Predigten

Andacht für den 3. Sonntag nach Epiphanias

Zünden Sie eine Kerze an und feiern Sie diese Andacht im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Psalmgebet (Psalm 86,1-11)

1 Ein Gebet Davids. HERR, neige deine Ohren und erhöre mich; denn ich bin elend und arm. 2 Bewahre meine Seele, denn ich bin dir treu. Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der sich verlässt auf dich. 3 Herr, sei mir gnädig; denn ich rufe täglich zu dir. 4 Erfreue die Seele deines Knechts; denn nach dir, Herr, verlangt mich. 5 Denn du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen. 6 Vernimm, HERR, mein Gebet und merke auf die Stimme meines Flehens! 7 In der Not rufe ich dich an; du wollest mich erhören! 8 Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern, und niemand kann tun, was du tust. 9 Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen ehren, 10 dass du so groß bist und Wunder tust und du allein Gott bist. 11 Weise mir, HERR, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte.

Liebe Schwestern und Brüder,

Gemeinde Jesu Christi, Im Buch Ruth heißt es (Ruth 1,18):

Wo du hingehst, da will auch ich hingehen, wo du wohnen bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk Und dein Gott ist mein Gott. (Ruth 1,18)

Vollmundig versprechen sich die beiden Brautleute genau dies: wo du hingehst, da will auch ich hingehen, wo du wohnen bleibst, da bleibe ich auch.

Ihnen ist es ernst mit ihrem gemeinsamen Leben „bis dass der Tod uns scheidet“. Voller Liebe, voller Hoffnungen, mit vielen Plänen für eine gemeinsame Zukunft. Sie kennen sich schon lange, haben Höhen erlebt und auch die ein oder andere Krise bewältigt. Ihre Entscheidung ist klar und eindeutig: Er ist es; sie ist genau die richtige. Dieser Schritt ist wohl überlegt. Es ist eine Liebesheirat. Aber es ist keine blauäugige Entscheidung.

Die Hochzeitsvorbereitungen sind umfassend. Das Fest drückt die Größe der Entscheidung aus. Es geht wirklich um das ganze Leben: wo du hingehst, da will auch ich hingehen. Was für ein Vertrauen. Was für ein Bekenntnis.

Der Vers aus dem Buch Ruth gehört zu den Top- Bibelsprüchen für eine Trauung. Das ist es doch, was Hochzeit meint - oder?

Im Traugespräch gibt es oft eine Irritation, wenn wir über diesen Bibelverssprechen. Denn es handelt sich nicht um das Bekenntnis zweier Liebender. Eine junge Frau spricht hier zu ihrer Schwiegermutter. Ruths Ehemann ist gestorben, aber sie bleibt bei Naemi, seiner Mutter und will mit dieser in deren Heimat zurückkehren. 

Indem ein Brautpaar sich für diesen Bibelvers entscheidet, ploppen eine Reihe von Themen auf, die vorher bei der Hochzeitsplanung noch gar nicht im Blick waren.

Naemi war vor längerer Zeit mit ihrem Mann vor einer Hungersnot geflohen. Sie hatten ihre Heimat verlassen, ließen sich im Ausland nieder. Dort blieben sie, bekamen zwei Söhne. Wieviel Heimat und wieviel Heimweh sie erlebten,wissen wir nicht. Wir wissen nicht, wie geborgen sie sich im fremden Land fühlten. Immerhin- sie mussten nicht verhungern. Vielleicht war es für ihre Kinder leichter als für die Eltern, am Leben im Land Moab teil zu haben. Vielleicht war es ihnen viel mehr Heimat als ihren Eltern. Wir wissen es nicht. Aber wir lesen, dass beide Söhne heiraten. Ruth und Orpa sind Moabiterinnen. Ob ihre unterschiedliche Herkunft für die Eheleute ein Thema war? Als nicht nur Naemi, sondern auch Ruth und Orpa verwitwet sind (was für ein Schicksal!), bleiben sie im Haus ihrer Schwiegermutter. Zwischen den Zeilen ist herauszulesen, wie innig das Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter ist. Auch als diese sich entschließt, in ihre alte Heimat zurück zu kehren, bleiben beide an ihrer Seite. Erst nach starkem Drängen verabschiedet sich Orpa unter Tränen. Ruth aber bleibt an Naemis Seite. Nun ist sie eine Fremde in einem unbekannten Land. Wo du hingehst, da will auch ich hingehen, wo du wohnen bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk. Und dein Gott ist mein Gott. Was für ein Vertrauen! Ruths Bekenntnis geht sogar noch einen Schritt weiter: Wo du stirbst, da sterbe ich auch und will dort auch begraben werden. Mag der Herr mir tun, was immer er will: nur der Tod wird dich und mich scheiden.

Mit diesem Bibelvers fächert sich eine ganze Palette von Lebensthemen auf. Im Augenblick des je eigenen Erlebens schwingt immer auch das große Ganze mit. Wir sehen uns mit unseren Beziehungen, mit unseren Themen; mit Wünschen, Plänen, Hoffnung. Doch das Leben ist immer noch mehr, ist weiter, umfassender.

In jedem Leben schwingt eine Vielzahl von Themen mit- manches Mal, ohne dass ich mir dessen bewusst bin. 

In den zurück liegenden Jahren ist viel über die sogenannten Kriegskinder und  -Enkel gesprochen worden. Das Erleben unserer Mütter, Väter und Großeltern während des zweiten Weltkrieges hat sich tief eingeschrieben nicht nur bei denen, die es hautnah erlebt haben, sondern über Generationen hinweg. Auch wenn ich Hunger und Vertreibung nicht selbst erlebe, ist es auch Teil meines Lebens. Meine eigene Suche nach Beheimatung gehört sicher zu den Grundthemen jedes Lebens. Aber es ist auch die Frage meiner Eltern und Großeltern, die aufgrund des Krieges in wichtigen Teilen ihres Lebens eben nicht sicher wohnen konnten.

Ruth, die junge Frau, die mit ihrer Schwiegermutter zurück in deren Heimat zieht, weiß etwas vom Fremdsein, von der Suche nach Heimat. Es ist ein Thema, das sich in ihr Leben eingeschrieben hat. Sie weiß, dieses Thema wird sie ein Leben lang begleiten. Es ist nicht „fertig“. Auch nicht in dem Moment, in dem das Buch Ruth mit einem Happyend schließt. 

Die Geschichte von Ruth ist die Geschichte einer jungen Frau. Es ist eine private, fast intime Geschichte über die Suche nach Glück und Heimat. Es ist eine Liebesgeschichte nicht nur zwischen Frau und Mann. Es ist eine Geschichte, die Grenzen überschreitet. Die Reise geht von Bethlehem nach Moab und wieder zurück. Der Weg führt aus der Geborgenheit der Familie in die Weite der universellen Zugehörigkeit zum Volk Gottes. Ruth nimmt uns mit in ein Land, das geographische Grenzen überschreitet. Sie macht sich auf die Suche nach einem Gott, der uns beheimatet in der Weite. „Da ist nicht Grieche, Jude, Beschnittener, Unbeschnittener, Skythe, Knecht, Freier, sondern alle und in allem Christus“ heißt es im Kolosserbrief (Kol 3,9-11). Naemis und in der Folge auch Ruths Gott ist ein Gott, der Heimat und Freiheit gleichermaßen verkörpert, in Beziehung setzt und verbindet. Zu diesem Gott gehört ein Traum, eine Hoffnung, eine Vision: miteinander sind wir verbunden, sind auf den Weg geschickt und gleichzeitig geborgen. 

Amen.

 

Gebet

Gott wir bitten für alles, was nach Heimat ruft in uns. Für alle, die mit Leib und oder Seele auf der Suche sind nach einem Ort, an dem sie bleiben können. Gott wir bitten dich um Weite und gleichzeitig um Geborgenheit. Wir bitten dich um einen Neuaufbruch in den USA. Um Leben, das befreit und Halt gibt gleichermaßen. Lass uns einander sehen mit allem, was uns ausmacht. Hilf uns, Grenzen zu überwinden und dir zu vertrauen.

Vaterunser

Segen

Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. Amen

Das Buch Ruth mit seinen vier Kapiteln lohnt, als Ganzes gelesen zu werden. In der Lutherbibel findet es sich nach den Büchern Mose und Josua zwischen dem Buch der Richter und den Büchern Samuel. 

Ruth gilt als Stammmutter Davids und wird auch im Stammbaum Jesu im ersten Kapitel des Matthäusevangeliums erwähnt.

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