26/09/2024 0 Kommentare
Eine neue Lunge für die Dom-Orgel
Eine neue Lunge für die Dom-Orgel
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Eine neue Lunge für die Dom-Orgel
Die Marcussen-Orgel im Dom wird nach fast drei Monaten Revision zum ersten Mal wieder zu hören sein.
Ein Gabelstapler von der Größe eines LKW hebt mit seinem Ausleger-Arm einen Holzkasten ins Kirchenschiff des Lübecker Doms. Der Kasten ist nur gut einen Meter lang, aber sehr schwer. Darin befindet sich das neue Gebläse der Domorgel – ihre neue „Lunge“.
Per Flaschenzug auf das Gerüst
Sie ist ein elektrischer Motor, der ähnlich einem Fön Wind produziert, in einem grünen Metallgehäuse. Orgelbauerin Constanze Freiling und eine Kollegin ziehen das Gebläse und den Kasten an einem Flaschenzug auf ein Gerüst, das im nördlichen Seitenschiff hinter der Domorgel aufgebaut ist. In einer Holzverschalung hinter dem Spielschrank bauen sie die Teile ein. Damit alles passt, hatte Schreinerin Lena Albrecht den Schrank vorher umgebaut.
Kurzatmiges Gebläse
Constanze Freiling ist mit einer Kollegin für die Orgelbaufirma Mühleisen aus Baden-Württemberg angereist. Die Arbeit in Schleswig-Holsteins zweitgrößter Kirche ist für sie etwas Besonderes. Sie war nötig, weil das alte Gebläse manchmal etwas „kurzatmig“ war, besonders, wenn Domorganist Johannes Unger mit allen Registern das ganze Klangspektrum nutzte, „Es hatte auch eine Unwucht und war etwas laut“, sagt die Orgelbauerin.
Frischzellenkur für ein besonderes Instrument
Der Eingriff sei „nur eine Schönheitsoperation“, sagt der ehrenamtliche Domküster Manfred Willeke. „Uns ist wichtig, dass die Marcussen-Orgel sich in ihrer Eigenart und im Ton nicht verändert.“ Die Domorgel wurde 1970 von der dänischen Firma „Marcussen und Sohn“ gebaut. Sie gilt als Musterbeispiel für Orgeln aus dieser Zeit.
Heizplatte für den Organisten
Der Einbau der neuen Windanlage ist zusammen mit dem Einbau einer elektronischen Setzeranlage der aufwändigste Teil der „Revision“; wie die Renovierung heißt. Die Orgelbauerinnen montierten außerdem die Tasten ab und ersetzten beschädigte Elfenbeinbeläge. Anschließend säuberten sie die Orgelpfeifen. Ein Elektriker erneuerte die Elektronik für den neuen Motor. Zusätzlich bekommt der Organist eine Heizplatte unter den Füßen und im Rücken, damit er bei der Arbeit nicht friert. Am Ende wird das Instrument noch gestimmt. Für die Intonation einzelner Register wurden Experten aus Süddeutschland beauftragt. Sie gaben insbesondere den Zungenstimmen im Rückpositiv, einem Teilwerk der Orgel, ihren originalen Klang zurück.
Von Ende August bis Mitte Oktober hat die Revision der Orgel gedauert. In dieser Zeit stand für Gottesdienste und Feste im Ostchor die kleinere, bewegliche Barockorgel aus dem 18. Jahrhundert sowie ein Flügel und ein klangstarkes Harmonium zur Verfügung.
Wieder-Einweihung am 21. Oktober 2022
Am 21. Oktober 2022 wird die Domorgel zum ersten Mal wieder zu hören sein: Um 18 Uhr wird es ein Orgelkonzert im Dom geben. Johannes Unger, Arvid Gast, Hartmut Rohmeyer und Fabian Luchterhandt spielen Werke von Praetorius, Bach, Duruflé und Reger, und der Orgelsachverständige Hans-Martin Petersen spricht über die Marcussen-Orgel und das Projekt. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Erhaltung des Instruments sind willkommen.
Foto oben: „Ein besonderes Instrument“: Orgelbauerin Constanze Freiling aus Baden-Württemberg ist verantwortlich für den Einbau des neuen Gebläses.
Foto: Friederike Grabitz
Foto im Text: Das neue Gebläse vor dem Einbau in die Marcussen-Orgel.
Foto: Constanze Freiling
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